11. Juli 2023

Wie ChatGPT unsere Arbeitswelt verändert

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Seit Monaten sorgt das neue Sprachmodell ChatGPT für Aufsehen: Millionen Nutzer sind fasziniert von den Fähigkeiten des KI-basierten Chatbots. Wie verändert die neue Technologie unseren beruflichen Alltag und ist sie womöglich eine Lösung für den Fachkräftemangel?

Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Entstehung und die Technologie von ChatGPT. Weiterhin geht es um mögliche Einsatzgebiete des Chatbots in der Arbeitswelt und um die Frage, ob ChatGPT den Fachkräftemangel lindern kann. Auch das Thema Datenschutz und die Einhaltung der DSGVO werden behandelt.

 Der Hype um künstliche Intelligenz

Im November letzten Jahres brachte das amerikanische Unternehmen OpenAI das Sprachmodell ChatGPT auf den Markt und löste damit einen neuen Hype um künstliche Intelligenz aus. Der KI-basierte Chatbot nutzt maschinelles Lernen, um menschenähnliche Antworten auf Fragen zu generieren und kreative Texte zu schreiben. Bereits zwei Monate nach Veröffentlichung hatte ChatGPT rund 100 Millionen Nutzer – damit ist der Chatbot der am schnellsten wachsende Internetdienst für Verbraucher überhaupt. Zum Vergleich: Das soziale Netzwerk TikTok benötigte neun Monate, um diese Nutzerzahl zu erreichen.

Foto: irissca/Adobe Stock

 Die Entstehung von ChatGPT

Aber was ist ChatGPT eigentlich und wo kommt es her? Andreas Kulpa arbeitet seit 15 Jahren mit Daten und kennt sich in der Tech-Branche bestens aus. Er weiß: „Das, worüber wir gerade sprechen und was die Menschheit erfährt, ist überhaupt nicht neu." Damit bezieht er sich unter anderem auf den Chatbot namens „Tay", den Microsoft bereits 2016 via Twitter veröffentlichte. Allerdings musste der Dienst nach kurzer Zeit wieder abgeschaltet werden. Das Problem: Der Bot produzierte beleidigende, rassistische und sexistische Tweets. Die Reaktionen von Presse und Öffentlichkeit fielen entsprechend heftig aus. Um die Marke zu schützen, nahm Microsoft den Bot wieder vom Markt. Auch wenn Tay kein Erfolg war, zeigt das Beispiel, dass diese Art von Bots und die Technologie dahinter schon mehrere Jahre alt sind. ChatGPT unterscheidet sich aber in einem wichtigen Punkt von Vorgängermodellen: Es ist moderiert. Stellt man beispielsweise Fragen, die auf eine rassistische oder sexistische Antwort abzielen, weicht der Bot aus oder weigert sich, entsprechende Antworten zu geben – auch wenn er es könnte. Das Gleiche gilt für Prognosen, beispielsweise Vorhersagen für das Wachstum eines bestimmten Unternehmens. Diese Moderation ist zum einen wichtig, damit der Bot politisch und ethisch korrekte Antworten gibt. Auf der anderen Seite trägt sie aber auch zur Akzeptanz von ChatGPT in der breiten Masse bei.

 Was sind Chatbots?

Chatbots wie ChatGPT werden mit riesigen Datensätzen trainiert, die Milliarden von Wörtern beinhalten. Die Texte stammen unter anderem aus Büchern, Artikeln, Webseiten oder Wikipedia-Einträgen. Der Chatbot ChatGPT wurde darauf ausgelegt, Zusammenhänge zwischen Wörtern und Sätzen zu erkennen und auf diese Weise ein tiefes Verständnis für die Struktur und den Kontext natürlicher Sprache zu entwickeln. Das Ergebnis sind erstaunlich gut geschriebene Texte und Antworten, die auch von einem Menschen stammen könnten. ChatGPT vermittelt den Eindruck, dass auf der anderen Seite des Rechners eine Person sitzt, die die Antworten in Echtzeit eintippt und mit dem Nutzer kommuniziert.

 AI Chatbots

Chatbots wie ChatGPT zählen zu den AI Chatbots, sind also auf künstlicher Intelligenz (englisch AI für Artificial Intelligence) aufgebaut. Veröffentlicht wurde ChatGPT basierend auf dem Sprachverarbeitungsmodell GPT-3 von OpenAI. Seit März ist der Nachfolger GPT-4 auf dem Markt. Die Abkürzung GPT steht für Generative Pre-Trained Transformer. Es handelt sich also um ein Transformatoren-Modell, das vor der Veröffentlichung (pre) mit großen Datenmengen trainiert wurde (trained) und generell (generative), ohne Einschränkungen auf bestimmte Themen, Antworten generieren kann.

 ChatGPT als Lösung für Fachkräftemangel?

  Nun ist ChatGPT da und die Prognose von Daten- und Tech-Experte Andreas Kulpa ist klar: „Das wird nicht mehr weggehen." Schulen und Universitäten müssen einen Umgang mit der neuen Technologie finden, ebenso wie Unternehmen. Der Einfluss auf die Arbeitswelt und bestimmte Berufsgruppen beschäftigt Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen und wirkt sich insbesondere auf Berufe aus, die viel mit Texten arbeiten, zum Beispiel Journalisten und Werbetexter, aber auch Programmierer. Besonders in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung von ChatGPT kam bei vielen die Angst um den eigenen Job auf.

Foto: Sarah/Adobe Stock

 Wird ChatGPT den Menschen ersetzen?

So nachvollziehbar die Sorge um den eigenen Job auch ist: Wer sich näher mit ChatGPT beschäftigt, merkt schnell, dass die KI die Mitarbeitenden nicht ersetzen und auch keine Arbeitsplätze wegrationalisieren wird. Vielmehr wird sich die Arbeit an sich verändern. So sieht das auch Fedor Ruhose, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz. Er glaubt, dass künstliche Intelligenz in vielen Bereichen nicht ersetzend, aber unterstützend eingesetzt werden kann. Das gelte vor allem für Jobs, bei denen viele Routineaufgaben schon heute mit dem Computer erledigt werden. Mögliche Einsatzbereiche sieht er vor allem dort, wo mit Chatbots kommuniziert werden kann, zum Beispiel im technischen Support.

Auch die Sparkasse Rhein-Nahe setzt bereits einen Chatbot ein, um den Kundendienst zu entlasten: Die virtuelle Assistentin Linda ist rund um die Uhr und sieben Tage die Woche in der Internetfiliale für die Kunden verfügbar und kann einen Großteil der gängigen Fragen beantworten. Zum Beispiel zu zentralen Privatkundenprodukten, bankfachlichen Prozessen wie einer Kontoeröffnung, oder zu besonderen Situationen wie der Geldabhebung im Ausland.

 Anwendungen von Chatbots in Unternehmen

Durch Chatbots wie die virtuelle Assistentin Linda der Sparkasse werden Mitarbeitende entlastet und können mit der gewonnenen Zeit andere Aufgaben übernehmen. Das sind insbesondere höherwertige Tätigkeiten, die Kreativität und strategisches Denken erfordern. Mit Blick auf den herrschenden Fachkräftemangel eröffnet das für viele Unternehmen neue Perspektiven – zumindest in den Branchen, in denen künstliche Intelligenz sinnvoll einsetzbar ist. Denn aktuell sind viele Stellen unbesetzt und es gibt mehr Arbeit als qualifizierte Fachkräfte. Auch vor diesem Hintergrund schätzt Staatssekretär Ruhose die Gefahr für den Verlust von Arbeitsplätzen als gering ein. Er gibt aber zu bedenken: „Den Fachkräftemangel im Handwerk werden wir durch ChatGPT nicht lösen. Dass mein Hausdach bald von einer künstlichen Intelligenz gedeckt wird, ist eher unwahrscheinlich." KI könne also nur eine Teillösung für das Problem sein. Es werde immer Bereiche geben, in denen sich der Mensch nicht ersetzen lässt. Das gelte zum einen für Tätigkeiten, die Vertrauen erfordern, zum Beispiel die Kreditberatung bei der Bank. Bei solchen sensiblen Themen wird der Kunde seinen langjährigen Bankberater sicherlich einer Maschine vorziehen. Auch Pflegeberufe, bei denen der Fokus besonders auf der menschlichen Komponente liegt, lassen sich höchstens bei Randtätigkeiten wie der Dokumentation oder dem Erstellen von Schreiben an die Krankenkasse durch ChatGPT entlasten.

Foto: Alexander Limbach/Adobe Stock

 Herausforderungen bei der Anwendung von ChatGPT

Neben der Euphorie und dem Hype um das Sprachmodell gibt es aber auch Herausforderungen, die nicht außer Acht gelassen werden sollten. Mit Blick auf die konkrete Anwendung von ChatGPT im Unternehmen sieht Staatssekretär Ruhose zunächst die Führungskräfte in der Verantwortung, den Beschäftigten die Sorge vor dem Arbeitsplatzverlust zu nehmen. Das sei wesentlich, denn diese Ängste müssen ernst genommen werden. Die zweite Herausforderung sieht er beim Qualitätsmanagement. Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT besitzen die Fähigkeit, sehr große Datenmengen in kürzester Zeit zu analysieren. Trotzdem dürfe nicht vergessen werden, dass es sich um eine Maschine handelt. Es brauche immer die abschließende Beurteilung und Prüfung durch den Menschen, denn er steht am Ende auch in der Verantwortung.

 ChatGPT und Datenschutz

Auch das Thema Datenschutz stellt in Bezug auf ChatGPT eine Herausforderung dar. Aktuell ist noch nicht transparent, inwiefern die KI-Anwendung den Regelungen der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nachkommt. Daher sollten Nutzer in jedem Fall vermeiden, personenbezogenen oder anderweitig sensible Daten in ChatGPT einzugeben. Ansonsten läuft man Gefahr, selbst gegen die DSGVO zu verstoßen. Auch Unternehmen können im Zweifel zur Rechenschaft gezogen werden. Da ChatGPT Daten von Nutzern verwendet, um selbst dazuzulernen, ist nicht einsehbar, wo die Informationen am Ende landen. Unternehmen sollten sich deshalb fragen, in welchem Bereich sie die KI einsetzen wollen, was die KI dann wissen und im Zweifel auch nach außen kommunizieren könnte. Wird das berücksichtigt, können die Bestimmungen des Datenschutzes eingehalten und Missbrauchssituationen vermieden werden.

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