18. Oktober 2022

Von Energiewende und Versorgungssicherheit: Was bei einem Blackout zu tun ist

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Deutschland und Europa stecken mitten in der Energiekrise. Nicht nur die Preise interessieren Unternehmen und Privatleute. Auch die Frage nach der Versorgungssicherheit rückt immer weiter in den Mittelpunkt. In diesem Artikel erfahren Sie, was man unter einem Blackout versteht und was Sie im Extremfall tun können.  

Foto: Pixabay

Energiewende – Die Energiewelt der nahen Zukunft

In diesen Tagen beneidet man Bundesminister Robert Habeck nicht um seinen Job: Auf der einen Seite soll und muss die Energiewende gelingen. Auf der anderen Seite muss die Energieversorgung sichergestellt werden. Dabei wird auch immer wieder diskutiert, was passiert, wenn kein Gas mehr aus Russland geliefert wird.

Joachim Walter ist Leiter des Geschäftsbereichs der Transferstelle Bingen (TSB). Die TSB ist ein Institut an der Technischen Hochschule Bingen und beschäftigt sich seit Jahren mit Versorgungssicherheit und Energiesystemen. Walter weiß: Die Energiewelt der nahen Zukunft braucht viel erneuerbaren Strom aus Wind und Sonne. Und dieser Strom sollte möglichst nah am Verbraucher erzeugt werden. So lassen sich lange Transportwege vermeiden und die Versorgung wird sicherer. „Auch in dezentralen Energiezellen wie Quartieren, Dörfern, Straßenzügen und Unternehmen sollte eine eigene Stromversorgung aufgebaut werden, die auch mal 14 Tage Strom liefern kann, wenn in Europa eine langanhaltende Strommangellage herrscht", so Walter. Auch Unternehmen und Privatleute beschäftigen sich immer mehr mit der Frage, wie sie sich selbst unabhängig mit Strom versorgen können.

Energieverbrauch: Entlastung durch Unternehmen

Unternehmen verbrauchen einen großen Teil der Energie in Deutschland. Die Transferstelle Bingen entwickelt Beispiele der klimaneutralen Energieversorgung. Ziel ist es, den Energieverbrauch der Unternehmen zu senken und den Bedarf so klimaneutral wie möglich zu decken. Dafür sollen die Möglichkeiten der Technik mit denen der Energiemärkte und Netzbetreiber verbunden werden. Neben der Bezahlbarkeit gehe es in den letzten Jahren immer mehr darum, wie sicher die Energieversorgung ist, so Walter. Hier stellten sich wichtige Fragen wie: Kann die Produktion weiterlaufen? Können Prozesse sicher heruntergefahren werden? Und wie kann man sich vor Schwankungen oder Ausfällen schützen?

Smart Grid – Intelligentes Stromnetz

Die Erneuerbaren Energien sollen weiter ausgebaut und Großkraftwerke weniger eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund dieser Bedingungen werden sogenannte Smart Grids immer wichtiger. Smart Grids – also intelligente Stromnetze – kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch von Energie. Das bedeutet, dass eine zentrale Steuerung die drei Faktoren optimal aufeinander abstimmt. Damit werden Leistungsschwankungen – insbesondere durch erneuerbare Energien – im Netz ausgeglichen. So können auftretende Erzeugungsspitzen oder -lücken abgefedert und kritische Situationen im Stromnetz vermieden werden.

Foto: Willi Heidelbach auf Pixabay

Blackout Deutschland – Was tun?

Blackout Definition

Der Begriff „Blackout" steht für einen länger andauernden, europaweiten Strom-, Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall – also eine Situation, in der schlagartig nichts mehr funktioniert. Mehr als uns bewusst ist, ist unser Leben vollkommen abhängig von einer intakten, unterbrechungsfreien Stromversorgung – im städtischen Bereich noch viel mehr als auf dem Land.

Blackout erkennen

Einen Blackout erkennt man mithilfe der folgenden Checkliste:

  • Check der eigenen Stromversorgung (FI-Schalter im Sicherungskasten)
  • Check der Umgebung (Licht bei Nachbarn, Straßenbeleuchtung)
  • Check der Erreichbarkeit anderer Personen (Handy, Festnetz, Internet)
  • Check Verkehrsfunk (Radio)
Grafik: Herbert Saurugg

Das Wichtigste: Wenn ein Blackout vorliegt, unbedingt Ruhe bewahren. Überlegt und geplant handeln!

 

Blackout – Was funktioniert nicht mehr

Alles, was direkt oder indirekt von Strom oder Datenverbindungen abhängt, sprich alle vernetzen Infrastrukturen wie:

  • Telefone, Handys, Internet, Bankomat, Zahlsysteme
  • Tankstellen, Ampeln, Tunnel
  • Bahnverkehr, ÖPNV, Aufzüge, Wasserpumpen, Hebewerke


Damit fällt die Versorgung mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln oder Medikamenten aus. Je nach Region muss auch mit Problemen bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gerechnet werden. Im eigenen Haushalt sind vor allem Licht, Kühlgeräte und die meisten Heizsysteme betroffen. Notrufe können nicht mehr abgesetzt werden.

Blackout – Was funktioniert?

Nur das, was man vorbereitet und auch wirklich verfügbar hat. Hilfe von außen ist nicht möglich.

Hilfreich und nützlich sind:

  • Radio mit Batterien (Autoradio)
  • Taschenlampen (inklusive genügend Ersatzbatterien)
  • Kerzen, Anzünder, Streichhölzer, Feuerlöscher, Kohlenmonoxid-Melder
  • Wasser (2 Liter pro Person und Tag; zumindest für 3-5 Tage), Getränke, Tee, Kaffee
  • Haltbare Lebensmittel für 2 Wochen (Nudeln, Reis, Konserven …)
  • Wichtige Medikamente für 2 Wochen, Erste-Hilfe-Ausrüstung
  • Hygieneartikel, Müllsäcke, Klebebänder
  • Gaskocher, Griller, Brennpaste
  • Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen
  • Schlafsäcke, Decken, warme Kleidung
  • Spiele, Blöcke, Kugelschreiber
  • Auto immer halb vollgetankt
  • Überlegen, was man für 2 Wochen benötigt, um ohne Einkauf über die Runden zu kommen. Welche speziellen Bedürfnisse gibt es (Kleinkinder, Haustiere, Pflege etc.)?

Blackout – Jetzt Vorbereitungen treffen

Gemeinsam mit der Familie sollte überlegt werden, welche Probleme entstehen und welche Lösungsmöglichkeiten vorbereitet werden können.

Beispielsweise:

  • Bevorratung für 2 Wochen sicherstellen
  • Erste-Hilfe-Kurs absolvieren
  • Treffpunkt vereinbaren, wo man sich trifft, wenn keine Verbindung und kein ÖPNV mehr funktioniert (mit Familienmitgliedern)
  • mit Nachbarn zusammenschließen, gewisse Ressourcen gemeinsam nutzen und auf hilfsbedürftige Menschen achten
Grafik: Herbert Saurugg

Blackout – Wie geht es weiter?

Was genau alles in Folge eines Blackouts passieren wird, weiß niemand. Sicher ist aber, dass wir nicht mehr so schnell zur gewohnten „Alltags-Routine" zurückkehren werden.

Wichtig ist, dass wir eine solche Krise nur gemeinsam bewältigen können. Es kommt auf jede Einzelne, jeden Einzelnen von uns an, um die schwerwiegenden Folgen eines Blackouts zu meistern. Das beginnt bei der Vorsorge und setzt sich beim Helfen in der Krise fort. Selbstorganisation in der Nachbarschaft und in der Gemeinde sind dann gefragt!

Quelle: Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge 

Fazit

Unser Energiesystem in Europa ist komplex und anfällig für Störungen. Deswegen rücken die Fragen nach Versorgungssicherheit und einer unterbrechungsfreien Stromversorgung immer mehr in den Fokus. Gleichzeitig muss die Energiewende und die Umstellung auf Erneuerbare Energien so schnell wie möglich gelingen.

Unternehmen spielen im Energiesystem eine wichtige Rolle, denn sie verbrauchen einen großen Teil der Energie in Deutschland. Wichtig ist daher, dass Unternehmen ihren Energieverbrauch senken. Eine möglichst klimaneutrale Energieversorgung ist dabei das Ziel. Außerdem beschäftigen sich die Unternehmen mit der Frage, was passiert, wenn die Energieversorgung ausfällt oder Strommangel herrscht.

Sogenannte Smart Grids – intelligente Stromnetze – helfen dabei, Leistungsschwankungen im Netz auszugleichen. Sie kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch von Energie. Das bedeutet, dass eine zentrale Steuerung die drei Faktoren optimal aufeinander abstimmt. Mit der Hilfe solcher smarten Technologien können kritische Situationen im Stromnetz vermieden werden.

Was ist zu tun, falls es wirklich zu einem Blackout in Deutschland kommt? Zunächst sollten Sie Ruhe bewahren und anhand einer Checkliste prüfen, ob es sich wirklich um einen Blackout handelt. Falls ja, gibt es viele Dinge, die nicht mehr funktionieren. Das gilt beispielsweise für Telefone, Handys und den ÖPNV. Nur das, was man vorbereitet und wirklich verfügbar hat, funktioniert noch. Dazu zählen unter anderem Radios mit Batterien, Taschenlampen oder Gaskocher. Um sich auf einen Blackout vorzubereiten, können Vorräte angelegt und Treffpunkte mit Familien oder Nachbarn vereinbart werden, um sich gegenseitig zu unterstützen.

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